📖 Inhaltsverzeichnis
Der Professor/die Professorin in der Vorlesung sagt: „Klausurrelevant!“, und in der letzten Reihe fällt jemandem die Müslischale aus der Hand, oder: „Was der/die Dozent/in in 2 Stunden in der Vorlesung erzählt, kann ich easy zuhause in der Hälfte der Zeit ausarbeiten.“
Witze und Gedanken dieser Art gibt es viele, aber was stimmt daran denn nun wirklich und wie wichtig ist eine Anwesenheit bei einer Lehrveranstaltung? Selbstverständlich repräsentiert dieser Blog nur meine persönliche Meinung als Medizinstudent im Ausland, ich denke aber, dass sich diese Meinung im Bezug zu Anwesenheitspflichten auch verallgemeinern lässt.
Achtung: Manchmal Kontrolle mit Anwesenheitsliste
Grundsätzlich hängt es erstmal davon ab, ob die Vorlesungen Pflicht (Präsenzpflicht) oder „freiwillig“ sind. Sind die Vorlesungen Pflicht, haben die Studierenden keine Wahl. Manche ProfessorInnen und DozentInnen an den Hochschulen kontrollieren die Anwesenheit mit einer Anwesenheitsliste, andere wiederum interessieren sich dafür nicht wirklich. Sind die Lehrveranstaltungen allerdings freiwillig, fangen viele StudentInnen sofort an nachzudenken und wägen pro gegen contra ab. Soll ich? Soll ich nicht zu den Veranstaltungen gehen? Die Frage hat sich sicher jeder der Studierende, egal welche Studiengänge, bereits gestellt.
Ich werde dir hier mal ein paar Punkte dafür und dagegen auflisten, in der Hoffnung, dass du dadurch leichter durch dein Medizinstudium kommst.
Anwesenheitspflicht Vorlesung: Warum eine Teilnahme für Studenten wichtig ist
Lehrveranstaltungen, nicht nur die eines Medizinstudiums, haben einige Vorteile. Du beschäftigst dich wirklich mit dem Stoff, der besprochen wird und verschiebst das Ganze nicht auf zuhause, wo es in der Regel dann doch nicht gemacht oder immer weiter aufgeschoben wird, bis der Berg an Uni-Stoff so groß geworden ist, dass du keinen Überblick mehr darüber hast. Gehst du regelmäßig zu Vorlesungen, hast du mit Sicherheit weniger Wissenslücken. Obendrauf bist du immer up-to-date was den Uni-Stoff anbelangt und weißt, worum es geht. Ob du tatsächlich etwas aus den Lehrveranstaltungen mitnimmst, kommt allerdings auch sehr stark darauf an was für ein Lerntyp du bist. Bist du eher der visuelle Lerntyp oder nimmst du auditiv mehr auf? Natürlich kann man sich während der Vorlesungen auch Notes machen und mitschreiben, dabei geht aber auch die Zeit, in der du aktiv aufpassen kannst, verloren. Das musst du für dich selbst herausfinden, in welcher Art und Weise du am besten lernen kannst.
Ein weiterer Punkt für die Vorlesungen ist, dass du keine wichtigen Ankündigungen der DozentInnen sowie keine wichtigen und spannenden Diskussionen oder Geschichten verpasst. Dazu muss ich allerdings auch sagen: Dadurch, dass die MedizinstudentInnen untereinander mittlerweile so gut vernetzt sind, werden alle wichtigen Informationen geteilt und man bekommt sie in der Regel immer mit, egal ob aus erster oder zweiter/dritter Hand. Irgendwie finden die Infos immer den Weg zu dir.
Nun zu dem was alle hören wollen..
Lehrveranstaltungen nicht besuchen: welche Gründe?
Viele Vorlesungen sind ganz nett anzuhören, die StudentInnen lassen sich vom Stoff berieseln und gehen danach ohne wirklichen Mehrwert, aber besänftigt und mit gutem Gewissen wieder nach Hause. Viele DozentInnen wissen heutzutage leider immer noch nicht, wie man einen guten Vortrag hält, hauen ihre PowerPoint-Folien mit Fließtext voll und foltern euch dann zwei Stunden lang mit PowerPoint-Karaoke. Solche Vorlesungen kannst du guten Gewissens meiden, musst dir den Stoff allerdings auf irgendeinem anderen Weg erarbeiten. Wenn du merkst, dass die Vorlesungen keinen Mehrwert für dich haben, dann zwing dich nicht dazu hinzugehen, nur um dort gewesen zu sein und ein besseres Gefühl zu haben, du verschwendest dadurch nur Zeit und ziehst nicht wirklich einen Nutzen daraus. Dasselbe gilt auch dafür, wenn der/die Dozent/in ein absoluter Motivationskiller ist. Wenn du zwei Stunden in der Vorlesung sitzt, fünf Mal einschläfst, weil die monotone Stimme gepaart mit der Präsentation sedierend wirkt, dann nutze die Zeit lieber anders. Sinnvoller ist es dann, daheim für das Medizinstudium zu lernen, oder in der Zeit einen Nebenjob im Medizinstudium auszuführen.
Einer der größten Punkte, warum die meisten Vorlesungen nicht besucht werden, ist, dass die Alternativen zu den Vorlesungen einfach viel zu gut sind. YouTube bietet mittlerweile eine absurde Menge und vor allem auch qualitativ hochwertige Videos zu medizinischen Themen an, die schlichtweg besser und zudem auch noch kürzer als die meisten Vorlesungen sind. Hier kannst du bequem pausieren, zurückspulen, die Geschwindigkeit erhöhen, dir nebenbei Notes machen, Sachen, die du nicht direkt verstehst, nachschauen und und, und….
„NinjaNerd“ ist nur einer der von Gott gesandten YouTube-Kanäle, aber aus meiner Sicht einer der Besten für uns MedizinstudentInnen. Aber du wirst es früh genug selbst sehen, was dir taugt und was nicht.
An vielen Medizinunis in ganz Europa ist es mittlerweile Standard, dank Corona, dass alle Vorlesungen online abgehalten werden. Das ist natürlich ein enormer Game-Changer und relativiert einige Punkte, die ich bisher angeführt habe. Sind die Vorlesungen online, kannst du dich entspannt von zuhause aus einloggen, kurz abchecken, ob die Vorlesung potenziell hilfreich ist und einen Mehrwert für dich hat und dann entscheiden, ob du dabeibleibst oder nicht. Jedenfalls fällt die Hürde sich erst zu überwinden das Haus nicht zu verlassen und extra zur Uni zu fahren. Viele der Vorlesungen werden dann auch hochgeladen und du kannst sie später anschauen oder nochmal eben durchzappen, und falls Fragen aufkommen, kannst du immer die DozentInnen anschreiben, 90% der DozentInnen sind nett und antworten dir mit Sicherheit.
Wie du siehst, spielen viele Faktoren eine Rolle und man kann nicht wirklich pauschal sagen, geh oder geh nicht zu den Vorlesungen. Im Endeffekt ist jede/r Student/in auf sich allein gestellt und muss die beste Variante für sich selbst herausfinden.
Aber, bevor du super gelangweilt und unproduktiv zu Vorlesungen gehst (falls sie überhaupt noch an der Uni stattfinden), um dort nur mit den anderen StudentInnen zu reden oder am Smartphone rumzuspielen, nutze deine Zeit lieber anders, Hauptsache du bist produktiv.
Productivity is key!