Chirurgie

MUDr. Andreas Zehetner

MUDr. Andreas Zehetner

CO-Founder von futuredoctor

Lesezeit: 10 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 5. November 2024

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Die Chirurgie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der operativen Behandlung von Krankheiten und Verletzungen befasst.
  • Ein Chirurg führt Eingriffe durch, um Organe zu reparieren, Fehlbildungen zu korrigieren oder beschädigtes Gewebe zu entfernen.
  • Während deiner Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie kannst du unterschiedliche Schwerpunkte setzen und so Spezialist für bestimmten Arten von Operationen werden.
  • Um Chirurg oder Chirurgin zu werden, musst du zunächst 6 Jahre Humanmedizin studieren und anschließend weitere 6 Jahre die Weiterbildung zum Facharzt fü

📖 Inhaltsverzeichnis

Die Chirurgie ist eine zentrale Disziplin der Medizin. Chirurgen und Chirurginnen behandeln Krankheiten und Verletzungen unter anderem durch operative Eingriffe. Dank der Chirurgie ist es in Notfällen und bei geplanten Operationen möglich, Organe zu retten, Tumoren zu entfernen und Verletzungen zu versorgen. Erfahre jetzt mehr über den Beruf und die Ausbildung von Chirurgen.

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Was ist Chirurgie eigentlich genau?

Der Begriff "Chirurgie" stammt vom griechischen Wort "chirurgia" ab, was so viel wie "Werk/Handwerk" bedeutet. Chirurgen behandeln Krankheiten und Verletzungen durch operative Eingriffe. Sie reparieren z. B. Organe, entfernen Tumore und korrigieren Fehlbildungen. 

Spezialgebiete wie z.B. Viszeralchirurgie und Orthopädie und Unfallchirurgie decken verschiedene Bereiche ab, für die spezielle Experten benötigt werden. Chirurgen können unter anderem in Kliniken und spezialisierten Zentren arbeiten. Auch als niedergelassener Chirurg mit eigener Praxis kannst du Patienten behandeln.

Was macht ein Chirurg?

Ein Chirurg operiert Patienten, um Erkrankungen zu heilen oder Verletzungen zu behandeln. Doch das ist noch nicht die vollständige Definition dieses Berufs. Chirurgen führen auch Diagnostik durch, planen Behandlungen, versorgen Wunden und überwachen die Nachsorge. Einige Beschwerden kann der Chirurg zudem ohne Operation konservativ behandeln.

Die unterschiedlichen chirurgischen Fachgebiete

Die Chirurgie ist ein äußerst vielseitiges medizinisches Teilgebiet und ist ihrerseits in verschiedene Bereiche unterteilt. Während deiner Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie kannst du dich auf ein eigenes Fachgebiet innerhalb der Chirurgie spezialisieren.

Viszeralchirurgie

Das Fachgebiet der Viszeralchirurgie befasst sich laut Definition mit der Behandlung von Erkrankungen im Bauchraum. Chirurgen operieren in diesem Bereich Organe wie Magen, Darm und Leber. Häufige Eingriffe sind die Hernienchirurgie und Darmoperationen. Viszeralchirurgie erfordert präzises Arbeiten und umfangreiche Kenntnisse dieses anatomischen Gebiets. 

Thoraxchirurgie

In dieser speziellen Unterkategorie der Chirurgie konzentrieren sich die Fachärzte auf die Organe im Brustkorb. Als Chirurg beziehungsweise Chirurgin führst du hier beispielsweise Lungen- und Bypass-Operationen durch. Fundierte Kenntnisse zu den Atemwegen und der Anatomie des Herzens sind bei der Arbeit als Thoraxchirurg/-chirurgin essenziell.

Herzchirurgie

Herzchirurgen operieren am Herz und den angrenzenden Gefäßen. Genau wie die Thoraxchirurgen führen sie häufig Bypass-Operationen durch, aber auch Herzklappen-Reparaturen und komplexere Eingriffe am Herzen gehören zu ihrem Beruf. Transplantationen des Herzens erfordern - neben spezialisierten Transplantationsmedizinern - ebenfalls einen entsprechend spezialisierten Chirurgen.

Neurochirurgie

Neben umfassendem Fachwissen benötigst du das Neurochirurg feinmotorische Fähigkeiten auf höchstem Niveau. Schließlich arbeitest du am peripheren und zentralen Nervensystem deiner Patienten. Dazu gehören auch Operationen am Gehirn, bei denen eine ruhige Hand natürlich unersetzlich ist. Du entfernst beispielsweise Tumore, behandelst Bandscheibenvorfälle oder führst die Planung der Therapie nach komplexen Nervenschäden durch.

Gefäßchirurgie

Gefäßchirurgen behandeln Erkrankungen des Blutgefäßsystems. Einer der Schwerpunkte sind dabei Bypass-Operationen und die Behandlung sogenannter Aneurysmen. In der Regel arbeiten Gefäßchirurgen in einer Klinik, wo sie sich in einem interdisziplinären Team der Wiederherstellung und dem Erhalt der Gefäße widmen.

Kinderchirurgie

Die Durchführung einer Operation bei Kindern stellt besondere Anforderungen an den Facharzt. Gefäße und alle anderen anatomischen Strukturen sind nicht nur kleiner, sondern der Organismus reagiert oft auch ganz anders auf bestimmte Medikamente und Belastungen. Ein komplexerer Eingriff bei Kindern erfolgt in Deutschland häufig in darauf spezialisierten Kinderkliniken und Zentren.

Unfallchirurgie

Unfallchirurgen behandeln akute Verletzungen wie Knochenbrüche und Weichteilverletzungen. Sie sind oft erste Ansprechpartner, wenn es in der Notaufnahme um Leben und Tod geht. Zu den häufigsten Aufgaben von diesen Ärzten gehören die Fixierung von Brüchen und die Rekonstruktion verletzter Gewebe. Unfallchirurgen arbeiten in Deutschland häufig in Kliniken und Traumazentren und müssen auch unter Stress Prioritäten setzen und schnelle Entscheidungen treffen können.

Plastische Chirurgie

Die plastische und ästhetische Chirurgie umfasst die Fehlbildungs-Korrektur, Narbenkorrekturen nach Unfällen und auch die sogenannten Schönheitsoperationen. Durch die durchgeführten Formveränderungen soll der Patient an Wohnbefinden und Lebensqualität gewinnen.

Allgemeinchirurgie

Wenn du eine besonders vielseitige Ausbildung wünscht und dich nicht zu extrem auf einzelne Schwerpunkte spezialisieren möchtest, ist möglicherweise die Allgemeinchirurgie der richtige Bereich für dich. Sie deckt ein breites Spektrum an Krankheitsbildern und zugehörigen Eingriffen ab. Allgemeinchirurgen führen häufig Operationen im Bauchraum, wie Blinddarm- oder Gallenblasenentfernungen, durch. Sie sind vielseitig ausgebildete Fachärzte, die eine wichtige Stütz- und Versorgungsfunktion in unserem Gesundheitssystem erfüllen.

Operieren ist nicht deine einzige Tätigkeit als Chirurg

Ein Chirurg operiert viel, aber das ist nur ein Teil seiner Arbeit. Diagnosen, Behandlungsplanung, Nachsorge und Beratung der Patienten sind ebenfalls wichtige Aufgaben. Darüber hinaus führen Chirurgen auch konservative Therapien durch, die ohne Operation auskommen.

Die Rolle der Diagnostik in der Chirurgie

Als Facharzt beziehungsweise Fachärztin für Chirurgie ist die Diagnostik ein wichtiger Teil deiner Tätigkeit. Labortests und vor allem bildgebende Verfahren helfen dir dabei, die richtige Diagnose zu finden. Diese bildet die Grundlage für jede erfolgreiche Therapie.

Je nach Art des Problems hat ein Chirurg mehr oder weniger Zeit, die vorhandenen Erkrankungen oder Verletzungsmuster vollständig zu diagnostizieren. Handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, ist Eile geboten, und die genaue Diagnostik kann oft erst während der OP erfolgen. Planbare Eingriffe dagegen werden erst durchgeführt, nachdem eine vollständige Diagnostik durchgeführt und genau festgestellt wurde, was dem betreffenden Menschen fehlt.

Nicht nur Operieren zählt zu deinen Aufgaben als Chirurg. Du stellst auch Diagnosen und arbeitest teils im Labor.

Nicht jede Erkrankung benötigt eine Operation - konservative Wundversorgung

Nicht immer ist in der Chirurgie ein operativer Eingriff nötig. Viele Erkrankungen lassen sich auch konservativ behandeln. Chirurgen und Chirurginnen nutzen dazu bestimmte Techniken der Wundversorgung und physikalische Maßnahmen. So muss etwa ein Bruch der Schulter nur dann operiert werden, wenn Teile des Knochens verschoben sind und z. B. mit Schrauben an ihrem Platz fixiert werden müssen. Ist das nicht der Fall, kann der Arzt konservativ behandeln.

Die Ausbildung zum Chirurgen - Anforderungen und Abläufe

Bevor du in Deutschland Chirurg werden kannst, musst du zunächst das Studium der Humanmedizin vollständig absolvieren und die abschließende Prüfung bestehen. Anschließend kannst du dann als Arzt in Krankenhäusern tätig sein und parallel zu dieser Tätigkeit deine Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie beginnen. Erst, wenn auch diese abgeschlossen ist, kannst du als Chirurg arbeiten.

Medizinstudium

Der erste Teil deines Weges ins Berufsfeld der Chirurgie beginnt also mit dem Studium der Humanmedizin. Diese umfasst im 4 Semester dauernden vorklinischen Teil vor allem die Grundlagen. Dazu zählen die folgenden Fächer:

  • Anatomie
  • Biologie
  • Physiologie
  • Physik
  • Chemie
  • Biochemie
  • Psychologie

Im Anschluss folgt dann die sogenannte "Klinik", wo du dich 6 Semester lang mit den unterschiedlichsten Fachbereichen der Medizin auseinandersetzt. Das Inhaltsverzeichnis der in diesem Abschnitt unterrichteten Fächer umfasst beispielsweise:

Auch die Chirurgie wird hier bereits behandelt. Im Gegensatz zur späteren Ausbildung zum Chirurgen oder zur Chirurgin bleiben die Inhalte aber vergleichsweise allgemein. Selbst operieren wirst du während des Studiums noch nicht.

Der letzte Teil ist dann das sogenannte Praktische Jahr (PJ). Während dieser Zeit sammelst du Erfahrungen mit der ärztlichen Tätigkeit in der Praxis. 16 Wochen deines praktischen Jahrs wirst du in der Chirurgie verbringen.

Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie

Nachdem du dein Studium abgeschlossen hast und als Arzt eigenverantwortlich an Kliniken tätig sein darfst, ist es Zeit für die Facharztausbildung. Diese umfasst - genau wie auch das Studium - 6 Jahre. Während du als Student nichts verdienst, bist du während der Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie aber bereits als Arzt tätig. Die Weiterbildung wird berufsbegleitend absolviert. Das Inhaltsverzeichnis der gelehrten Themen beinhaltet unter anderem:

  • Grundlagen der Chirurgie
  • Notfallmedizin und Erstversorgung
  • Wundversorgung und -heilung
  • Minimalinvasive Chirurgie (Laparoskopie)
  • Anästhesie und postoperative Pflege
  • Onkologische Chirurgie
  • Berufsethik und rechtliche Rahmenbedingungen

Karrierechancen und Gehalt

Als Chirurg hast du in Deutschland hervorragende Karrierechancen. Es gibt eine große Nachfrage nach spezialisierten Fachärzten, und die Informationen zu den aktuellen Entwicklungen zeigen, dass diese voraussichtlich noch weiter zunehmen wird. Das Werk eines Facharztes für Chirurgie kann nicht einfach von jedem anderen Arzt erledigt werden, was sich auch an einem entsprechend höheren Gehalt bemerkbar macht. 

Je nach Art deiner Stelle kannst du bei der Arbeit an einer Klinik oder einem Zentrum für Chirurgie anfangs mit ungefähr 6.000 Euro monatlich rechnen. Später, wenn du insbesondere Oberarzt oder Chefarzt wirst, kann dieses Gehalt noch deutlich ansteigen.

Eine andere Möglichkeit ist, dich mit eigener Praxis selbstständig zu machen und Operationen beispielsweise als Belegarzt an einer Privatklinik durchzuführen. Das erfordert zwar eine entsprechende Planung und ist mit Kosten und Risiken verbunden, das Einkommen kann hier aber dennoch noch einmal deutlich höher ausfallen.

Beispiele für typische Erkrankungen und Operationen in der Chirurgie

Der Chirurg wird von manchen Menschen als "Handwerker" für den menschlichen Körper bezeichnet. Dies wird dem Beruf allerdings nicht ganz gerecht, denn neben der tatsächlich manchmal recht handwerklichen Tätigkeit ist viel Wissen rund um das betreffende Fachgebiet gefragt, und es sind teils schnelle ärztliche Entscheidungen nötig. 

Wir möchten dir abschließend einige der zahlreichen Beispiele für einen Eingriff vorstellen, die dir in der Chirurgie begegnen werden.

Operation am Darm

OPs am Darm gehören zu den häufigsten Eingriffen in der Viszeralchirurgie. Der Chirurg behandelt auf diese Weise Krankheiten wie Darmkrebs oder entzündliche Darmerkrankungen. Für die erfolgreiche Behandlung ist zudem nicht nur die eigentliche Operation wichtig, sondern auch eine gute postoperative Betreuung in der Genesungsphase wichtig.

Operationen an der Wirbelsäule

Bei Operationen an der Wirbelsäule kann es sich beispielsweise um die Behandlung von Bandscheibenvorfällen oder Wiederherstellungs-OPs nach Wirbelbrüchen handeln. Metastasen von Tumoren sind leider ebenfalls häufig in den Knochen der Wirbelsäule anzutreffen. Diese Art von OPs erfordert eine besonders ruhige Hand, da es viele Nerven und weitere Strukturen in der Nähe des Operationsfeldes gibt, die nicht verletzt werden sollten.

Leisten- und Narbenbrüche

Bei Leisten- und Narbenbrüchen erfolgt die Operation häufig durch einen Chirurgen oder eine Chirurgin aus der allgemeinen Chirurgie. In den meisten Fällen können solche Eingriffe heutzutage minimalinvasiv erfolgen. Mehrheitlich wird eine Art "Stütz-Netz" eingesetzt, um den Bruch zu überdecken und die Heilung in der richtigen Position zu fördern.

Entfernung der Gallenblase

Die Durchführung dieser Operation erfolgt häufig durch eine minimalinvasiv. Der Chirurg entfernt die Gallenblase laparoskopisch, um Schmerzen und Komplikationen zu vermeiden. Dieser Eingriff ist weit verbreitet und erfordert entsprechende Kenntnisse der Viszeralchirurgie. Nach der Operation können die Patienten meist schnell wieder ihren Alltag aufnehmen.

Weichteiltumore

Der Chirurg entfernt gut- und bösartige Tumore aus Muskel-, Fett- oder Bindegewebe. Präzise Schnitte sind hier wichtig, um Funktionsverlust und Formveränderungen zu minimieren. Häufig erfolgt noch während der Operation eine sogenannte Schnellschnitt-Diagnostik durch die Pathologie. So kann der Chirurg erfahren, ob er alle von Tumorgewebe befallenen Bereiche weg geschnitten hat, oder ob er noch nacharbeiten muss.

Knochenbrüche und andere Wiederherstellungs-Operationen nach einer Verletzung

Ob Hand, Bein oder gar Schädel: Nach einem Knochenbruch ist in manchen Fällen ein chirurgischer Eingriff nötig, damit der Knochen in der richtigen Position verheilen kann. Die Therapie besteht hier meist aus einer Fixierung des Knochens und anschließender Ruhigstellung für die Heilungsphase.

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