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Von Greys Anatomy, the Good Doctor bis hin zu Dr. House – ein paar der wohl beliebtesten amerikanischen Serien spielen in den US-Krankenhäusern und zeigen das spannende Leben der Ärzt:innen und deren Interaktionen mit ihren Patient:innen. Nicht aus Zufall sind diese Verfilmungen so beliebt, denn viele amerikanische High-School-Student:innen träumen davon, sich an eine der medizinischen Universitäten einzuschreiben, um irgendwann das Heilen und Behandeln von Krankheiten im Krankenhaus selbst praktizieren zu können. Doch wie sieht der Werdegang des/der Arztes/Ärztin in den USA aus und wie unterscheidet sich das amerikanische Universitätssystem vom deutschen?
Voraussetzungen: USA vs. Deutschland
Grundsätzlich unterscheidet sich das Medizinstudium in den USA von dem Medizinstudium in Deutschland schon in der Bewerbungsphase. Um in den Staaten Medizin studieren zu können, braucht man anders als in Deutschland einen bereits abgeschlossenen Bachelorstudiengang. Dabei ist es egal in welchem Fach der Titel erworben wurde, sei es im Fach Literatur oder Biochemie. Jedoch wählen die meisten US-Bewerber:innen einen naturwissenschaftlichen Studiengang oder direkt den sogenannten Pre-med Studiengang, da diese die optimale Vorbereitung auf den MCAT, Medical College Admission Test, bieten. Der MCAT ist ein Test, der zum Bewerbungsverfahren gehört und vier Stunden lang in den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und „Verbal Reasoning“ (das Sprachverständnis) prüft. Er besteht hauptsächlich aus Multiple-Choice Aufgaben und darf drei Mal pro Jahr wiederholt werden, jedoch nur sieben Mal insgesamt. Die Kosten für den MCAT belaufen sich auf ungefähr 300 bis 370 US-Dollar und kann nicht nur in den USA oder Kanada geschrieben werden, sondern auch in Deutschland, England oder anderen Ländern, um die Bewerbung für ausländische Bewerber:innen zu erleichtern.
Doch wie läuft die eigentliche Bewerbung ab?
Die Bewerbung läuft nicht zentral wie in Deutschland ab, sondern findet an der jeweiligen Universität, für die man sich bewirbt, statt. Dabei ist das Vorweisen eines Bachelors und das Ergebnis des MCAT’s nötig. Da die Zahl der Konkurrent:innen extrem hoch ist, ist es wichtig zu versuchen, sich von den anderen abzuheben. Das gelingt durch eventuelle Motivationsschreiben, Auszeichnungen oder ehrenamtliche Arbeiten. In den USA können sogar exzellente Leistungen in Sport dazu verhelfen, einen Studienplatz zu bekommen. Wer in den USA Medizin studieren will, darf jedoch die hohe Summe an Kosten nicht außer Acht lassen. Pro Semester bezahlt ein/e Medizinstudent:in ungefähr 25.000 bis 45.000 US-Dollar, was umgerechnet circa 23.000 bis 41.000 Euro sind. Rechnet man dies auf die vier Jahre hoch, so sammelt sich eine beachtliche sechsstellige Summe an, für die in den meisten Fällen ein Studienkredit aufgenommen werden muss. Im Durchschnitt brauchen diese Absolvent:innen in den USA zehn Jahre, um dies abzubezahlen.
Wenn der Einstieg geschafft ist
Wird man an eine der vielen Universitäten angenommen, steht ein vierjähriges Medizinstudium vor einem, welches mit dem Titel Medical Doctor (M.D.) abgeschlossen wird. Das Studium behandelt in den ersten zwei Jahren Fächer wie Anatomie, Histologie, Mikrobiologie, Physiologie, Pharmakologie und Biochemie, um eine gute Grundlage und das Hintergrundwissen für das klinische Wissen zu bilden. Die erste große Prüfung, genannt USMLE Step 1 (Abkürzung für „United States Medical Licensing Examination“), wird in der Regel nach dem zweiten Jahr absolviert und prüft die grundlegenden Fächer.Weitere Fächer wie Kardiologie, Gastroenterologie, Endokrinologie, Psychiatrie, Neurologie und Lungenheilkunde kommen in den darauffolgenden Jahren hinzu und werden am Ende des vierten Jahres durch den „USMLE Step 2“ geprüft und abgeschlossen. Für Student:innen im Dritten und Vierten Jahr folgen außerdem „Clinical rotations“, also der Unterricht im Krankenhaus an Patient:innen.
Wie geht es nach dem Studium weiter?
Wurden die vier Jahre erfolgreich abgeschlossen, folgt die „Residency“ bzw. der/die Facharzt/Fachärztin, der benötigt wird, um als zugelassene/r Arzt/Ärztin arbeiten zu können. Hier können sich Medizinstudent:innen für Fachrichtungen bewerben und erfahren am „Matchday“ in welcher Region und in welcher Fachrichtung sie anfangen dürfen. Schlussendlich folgt die letzte große Prüfung des USMLE, der Step 3, der oftmals im sogenannten Intern-Year, dem Trainingsjahr, absolviert wird. Der Weg zum Arztberuf ist in den USA ein langer und teurer, der jedoch eine qualitativ hohe Ausbildung bietet, die vielen Student:innen einen lebenslangen Traum ermöglicht. Wer es also an eine der medizinischen Universitäten geschafft hat, kann ein hoch interessantes Studium mit besten Berufsaussichten erwarten!