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Dieser Blog Beitrag wurde von unserer Medizinstudentin in Bratislava, Isabella Raber, verfasst.
Das Staatsexamen ist bestanden und das Medizinstudium in der Humanmedizin endlich abgeschlossen – davon träumen alle Medizinstudent:innen. Im weißen Kittel spaziert man leicht nervös, aber glücklich, über die langen Gänge des Krankenhauses, atmet den Geruch von Desinfektionsmittel ein und filtert das leise Piepsen von Geräten aus der Geräuschkulisse heraus. Doch für welche Station entscheidet man sich und wie geht es nach dem Medizinstudium weiter? Diese Entscheidung ist nicht für jede/n so einfach, da sie immerhin einen großen Teil der Zukunft als Arzt/Ärztin entscheidet. Was aber hilft, ist sich im Voraus über die verschiedenen Ausbildungen zum/r Assistenzarzt/ärztin zu erkundigen und wie lange sie jeweils dauern, da es eine große Bandbreite an Möglichkeiten gibt.
Innere Medizin
Eine der beliebtesten Richtungen für Fachärzt:innen ist der/die Facharzt/ärztin für Innere Medizin. Dies ist nicht verwunderlich, da die Innere Medizin ein spannendes und breites Fachgebiet darstellt, mit den Optionen im Krankenhaus oder als niedergelassene/r Arzt/Ärztin zu arbeiten. Um sich als Facharzt/ärztin für Innere Medizin bezeichnen zu können, muss eine 5 Jahre lange Weiterbildung absolviert werden. Dabei sollen mindestens 30 Monate stationär verbracht werden, 6 Monate in der Notaufnahme und weitere 6 Monate auf der Intensivstation. Fundamentale Inhalte der Ausbildung sind zum Beispiel die Lehre in Anamnese (Untersuchungen und Durchführung der Gespräche mit Patient:innen) und das Wissen zu den inneren Organen, sowie Erkrankungen, die in Verbindungen damit stehen. Da die Innere Medizin ein breites Gebiet in der Medizin darstellt, kann ein Schwerpunkt gewählt werden, beispielsweise Kardiologie, Pneumologie, Gastroenterologie oder Nephrologie. Am Ende der jahrelangen Ausbildung gibt es schließlich eine mündliche Prüfung, die die Ausbildung zum/r Facharzt/ärztin abschließt und mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“ bewertet wird.
Allgemeinmedizin
Auch die Allgemeinmedizin steht ganz vorne auf der Liste der beliebtesten Fachärzt:innen, da sie eine optimale Möglichkeit bietet, sowohl in einer Praxis zu arbeiten als auch im Krankenhaus oder in einem Unternehmen tätig zu sein. Aktuell gibt es in Deutschland über 55.000 Hausärzt:innen (Stand 2021, Quelle Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister, KBV). Die Allgemeinmedizin beschäftigt sich hauptsächlich mit der körperlichen und seelischen Versorgung von Patient:innen jeden Alters, inklusive der Prävention und Rehabilitation. Sie stellt die erste Anlaufstelle für Patient:innen mit allgemeinen Gesundheitsproblemen dar. Auch hier dauert die Ausbildung 60 Monate, wovon 24 Monate in einer Hausarztpraxis abgeleistet werden müssen und weitere 12 Monate auf einer Station für Innere Medizin. Hinzu kommen mindestens 6 Monate (maximal 18 Monate), die auf einer Station der Wahl gehalten werden können, welche jedoch die unmittelbare Patient:innenversorgung bieten muss, wie zum Beispiel die Chirurgie. Zuallerletzt gibt es die Pflicht eines Kurses, der sich mit der psychosomatischen Grundversorgung beschäftigt und in 80 Stunden abgeleistet wird. Aktuell ist hier besonders das Thema Landarztquote für angehende Medizinstudent:innen interessant.
Psychiatrie und Psychotherapie
Eine etwas andere Fachrichtung bietet der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der sich primär mit der Vorbeugung und Behandlung von psychischen Erkrankungen auseinandersetzt. Der/die Psychiater:in fokussiert sich hierbei auf den menschlichen Geist, versucht jedoch auch Verknüpfungen zum Körper herzustellen. 24 Monate der Ausbildung werden auf einer psychiatrischen und psychotherapeutischen Station vollzogen, während 12 Monate auf der Neurologie verbracht werden müssen. Weitere 12 Monate können zum Kompetenzerwerb zum Beispiel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie- und Psychotherapie, in der Allgemeinmedizin, Neurochirurgie oder auch Inneren Medizin erfolgen. Bis zu 24 Monate können im ambulanten Bereich abgeleistet werden. Ein paar wesentliche Inhalte der Ausbildung stellen die psychiatrische Anamnese und Befunderhebung, die allgemeine und spezielle Psychopathologie und die praktische Anwendung von wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren und Methoden dar.
Pädiatrie
Eine weitere beliebte Richtung zum/r Facharzt/ärztin ist die sogenannte Pädiatrie, oder Kinder- und Jugendmedizin. Sie beträgt ebenso 60 Monate, also 5 Jahre, von denen 6 Monate auf der Intensivstation für Kinder und Jugendliche verbracht werden müssen. In der Ausbildung werden verschiedene Diagnostiken und Therapien gelehrt, die Entwicklung des Kindes durchgenommen, die gesunde Ernährung und Prävention von Adipositas und Ernährungsstörungen behandelt. Außerdem viele weitere relevante Inhalte, wie die Erkrankungen der verschiedenen Systeme im Körper, zum Beispiel die Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems. Auch in der Kinder- und Jugendmedizin ist es möglich sich zu spezialisieren und dies als zweijährige Weiterbildung an seine Ausbildung dran zu hängen. Einige der Schwerpunkte sind die Neonatologie, die sich mit Neugeborenen und dessen Erkrankungen beschäftigt. Weitere Schwerpunkte werden von der Kinder-Kardiologie, der Neuropädiatrie und der Kinder-Hämatologie und -Onkologie vertreten.
Die Qual der Wahl
In der Medizin gibt es eine große Vielfalt an Ausbildungen zum/r Facharzt/ärztin, die jeweils ihre eigenen Reize und Besonderheiten besitzen. Für den einen ist die präventive Medizin von größerem Interesse, für den anderen das akute Behandeln von Erkrankungen. Manche streben eine Karriere in Krankenhäusern an, andere wiederum besitzen das Ziel eine eigene Praxis zu eröffnen und ein weiterer Teil widmet sich der Forschung und dem Wunsch die Methoden in der Medizin weiter voranzutreiben. Für welchen Weg man sich auch entscheiden mag, man kann sich sicher sein, dass ein spannendes Berufsfeld mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen auf einen wartet.