Medizinstudium Bundeswehr: Alternativer Karriereweg für Medizinstudenten

MUDr. Andreas Zehetner

MUDr. Andreas Zehetner

CO-Founder von futuredoctor

Lesezeit: 10 Minuten
Zuletzt aktualisiert: 25. November 2024

📖 Inhaltsverzeichnis

Bei der Frage "Wo kann man Medizin studieren" sollte die Bundeswehr auf jeden Fall als Möglichkeit mit in Betracht gezogen werden. Denn: ein NC-freies Medizinstudium an einer öffentlichen Universität in Deutschland, für das du auch noch bezahlt wirst? Das Medizinstudium bei der Bundeswehr bietet dir die alternative Möglichkeit, das schwierige Bewerbungsverfahren für das reguläre Medizinstudium zu umgehen und eine medizinische Ausbildung mit einer militärischen Laufbahn zu verbinden.

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Studienplatzvergabe

Von den rund 10.000 Studienplätzen in der Medizin in Deutschland erhält die Bundeswehr zweimal jährlich ein Kontingent von ungefähr 250 Plätzen. Für diese Plätze gehen rund 1.500 Bewerbungen von Studieninteressierten ein. Obwohl offiziell kein Numerus clausus für das Studium verlangt wird, wird die Vergabe der Studienplätze anhand der Abiturnoten eine Vorauswahl (Bestenauslese) getroffen.

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Vorteile auf einen Blick:

  • EU-weit anerkannte Abschlüsse
  • Studium auf Englisch oder Deutsch
  • > 95% Erfolgsquote
  • > 1.000 Studienplätze vergeben

Von der Auswahl der Universitäten über die Unterstützung im Bewerbungsverfahren bis hin zur Orientierung und Wohnungssuche – wir sind an deiner Seite.

Voraussetzungen für Bewerber

Um als Bewerberin oder Bewerber (m w d) an dem Bewerbungsverfahren für das Medizinstudium (Humanmedizin) bei der Bundeswehr teilnehmen zu dürfen, musst du mindestens 17 Jahre alt und zwischen 155 cm und 210 cm groß sein. Du benötigst eine deutsche Staatsbürgerschaft im Sinne Art. 116 des Grundgesetzes und eine allgemeine Hochschulreife oder einen vergleichbaren Abschluss.

Außerdem musst du bei deiner Bewerbung bereit sein, eine Verpflichtung von 17 Jahren Dienstzeit bei der Bundeswehr im Anschluss an dein Medizinstudium anzutreten und im Inland und Ausland (Auslandseinsatz) versetzt zu werden.

Neben diesen formellen Voraussetzungen sollten Bewerberinnen und Bewerber auch noch einige besondere Charaktereigenschaften haben, die dich für deine Zeit als Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr qualifizieren. Zu diesen gehört beispielsweise ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft, Flexibilität und Einsatzbereitschaft sowie Durchsetzungsstärke und Teamfähigkeit. Zudem solltest du eine gute körperliche Konstitution haben und psychisch belastbar sein. 

Bewerbungsverfahren

Wenn du Interesse an einem Medizinstudium bei der Bundeswehr hast, solltest du dich zunächst um ein Beratungsgespräch bei der Bundeswehr bemühen. Bei einem zweiten Termin kannst du dann deine Bewerbungsunterlagen einreichen. Zu diesen gehören dein Lebenslauf, eine Geburtsurkunde, ein Passfoto, dein Abschlusszeugnis und ein ausgefüllter Bewerbungsbogen. Wenn du die Bewerbungsvoraussetzungen erfüllst und dich aufgrund deiner Abiturnote vorqualifiziert hast, erhältst du eine Einladung zum Auswahlverfahren für die Offizierslaufbahn. Dieses Auswahlverfahren findet über drei Tage in der Gereon-Kaserne in Köln statt. Es dient dazu, deine oben aufgeführten Charaktereigenschaften und deine psychische und physische Eignung zu überprüfen.

Das Auswahlverfahren

Um dich auf das Auswahlverfahren der Bundeswehr vorzubereiten, solltest du dich ausführlich mit den ärztlichen Berufszielen der Bundeswehr auseinandersetzten. Es ist wichtig, dass du deine eigenen Schwächen und Stärken kennst und dir eine gute körperliche Fitness antrainierst. Sprech- und Konzentrationsübungen können dir ebenfalls von Nutzen sein. Zusätzlich gibt es einen Online-Testtrainer, der dich schriftlich und psychologisch darauf vorbereitet, den Einstellungstest erfolgreich zu bestehen. (Evtl. auch interessant für dich: die gängigen Eignungstests Medizinstudium)

Das Auswahlverfahren ist in Etappen aufgebaut. So musst du beispielsweise das persönliche Interview am zweiten Testtag erfolgreich absolvieren, um überhaupt an der Sportprüfung am dritten Testtag teilnehmen zu dürfen.

Die Stationen des Auswahlverfahrens (Ablauf)

  • CAT-Test: Hierbei handelt es sich um ein Testverfahren, welcher deine Eignung überprüft, um über die Bundeswehr zu studieren. Er setzt sich aus 25 Fragen der unterschiedlichsten Testkategorien zusammen, für deren Bearbeitung du insgesamt 12 Minuten Zeit hast. Es wird vor allem Sprachverständnis, Mathematik Kenntnisse und technisches Verständnis, logisches Denken und deine Konzentrationsfähigkeit abgefragt. Auf der Seite der Bundeswehr kannst du einen kostenlosen Probetest online durchführen.

  • Persönlichkeitstest am Computer (PMO): Im Anschluss an den CAT-Test nimmst du an einem Online-Persönlichkeitstest teil. Es werden insgesamt 116 Fragen zu deiner Person gestellt. Der Schwerpunkt liegt auf den Themen Stress- und Problembewältigung, Alkohol und Drogen sowie Stärken und Schwächen.

  • Studieneignungstest Sanität (San-Test): Der San-Test besteht aus zwei Abschnitten mit jeweils 20 Fragen. Der erste Abschnitt behandelt „Quantitative und formale Probleme“, der zweite Abschnitt „Medizinisch-Naturwissenschaftliches Grundverständnis“. Sie ähneln stark den entsprechenden Abschnitten des TMS.

  • Basis Fitness Test (BFT): Dieser Sporttest besteht aus drei Prüfungsstationen: einem Sprinttest, dem Klimmhang und dem Fahrradergometer. Abhängig von deinem Geschlecht und deinem Alter erhältst du Leistungspunkte.

  • Ärztliche Untersuchung: Bei der ärztlichen Untersuchung wird deine gesundheitliche Eignung festgestellt. Es wird dein Hör- und Sehvermögen getestet, dein Blutdruck gemessen und dein Urin untersucht.

  • Gruppensituationsverfahren (GSV): Im GSV kommt es auf Teamwork, Verantwortungsübernahme und Kommunikation an. Unter der Aufsicht der Prüfenden wirst du mit maximal fünf anderen Bewerbenden mit verschiedenen Situationen konfrontiert. Dazu gehören Krisenmanagement, Ressourcenknappheit und ein Kurzvortrag.

  • Interview: Das Interview ähnelt einem klassischen Vorstellungsgespräch und dient dazu, mehr über dich und deine Persönlichkeit zu erfahren. Es werden dir verschiedene Fragen zu Politik, Geschichte und zum aktuellen Tagesgeschehen gestellt.

  • Studieneignungsprüfgespräch (San-Gespräch): In diesem Gespräch werden dir Fragen zu deiner Berufsmotivation und zum Arztberuf selbst gestellt. Es werden biologische und chemische Fragen gestellt, um zu ermitteln, wie gut dein medizinisches Grundverständnis ist.

  • Einplanung: Das Auswahlverfahren endet mit der Einplanung, bzw. Studienberatung. Deine Leistungen und Ergebnisse werden nun von einem Studienberater oder einer Studienberaterin abgeglichen, um zu sehen, ob du dich für dein Wunschstudium eignest. Sollte dies nicht der Fall sein, bietet dir die Bundeswahr zahlreiche Alternativen an.

Ablauf

Das Bundeswehrstudium läuft etwas anders ab als das reguläre Medizinstudium. Zunächst beginnst du nämlich eine dreimonatige Grundausbildung. In dieser wirst du mit dem militärischen Alltag vertraut gemacht und lernst die Rechte und Pflichten kennen. Zum Abschluss der drei Monate sollst du so eine „Allgemeinmilitärische Grundbefähigung“ erlangen.

Das Studium an öffentlichen Hochschulen: Nachdem die Grundausbildung beendet wurde, Beginnen Studenten das Medizinstudium an einer öffentlichen Universität. Der Studienort ist variabel, denn die Bundeswehr kann grundsätzlich Medizinstudienplätze an allen staatlichen Universitäten mit einem Medizinstudiengang vergeben. Wenn du in der Universität eingeschrieben bist, nimmst du mit allen anderen zivilen Studierenden im Semester-Rhythmus an den Vorlesungen teil. In den sechs Jahren Regelstudienzeit lernst du den Aufbau und die Funktion des menschlichen Körpers kennen, wie du Krankheiten erkennst und therapierst und wichtige Aspekte der Ethik und Kommunikation im ärztlichen Alltag. Während die ersten fünf Jahre überwiegend für die theoretische Ausbildung gedacht sind und du Famulaturen und Praktika ausschließlich in den Semesterferien machst, liegt der Fokus im letzten Jahr des Studiums vor allem auf dem Erlangen praktischer Fertigkeiten.

Um dich auf die Dienstzeit nach dem Studium vorzubereiten, machst du während des vorklinischen und klinischen Studienabschnitts in deinen Semesterferien neben den Famulaturen einen Offizierslehrgang und Truppenpraktikum. Diese Lehrgänge erstrecken sich jeweils über einen Monat.

Nach erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums absolvierst du eine postuniversitäre modulare Ausbildung (PumA). Diese dauert sechs Monate und hat das Ziel, dich nach der langen Studienzeit wieder in den militärischen Dienst zu integrieren und dich auf deine klinischen Tätigkeiten bei der Bundeswehr vorzubereiten. Anschließend wirst du in einem der fünf Bundeswehrkrankenhäuser eingesetzt und startest deine Facharztausbildung.

Vorteile und Besonderheiten der Medizinstudienplätze bei der Bundeswehr

Das Medizinstudium bei der Bundeswehr unterschiedet sich in vielen Aspekten von dem regulären Medizinstudium. Bevor du dich für das Medizinstudium bei Bundeswehr bewirbst, solltest du dich ausführlich über die Besonderheiten dieses Studiums informieren. Zu diesen gehören:

Bezahltes Studium

Das Medizinstudium bei der Bundeswehr hat einen sehr großen Vorteil. Während andere Universitäten Studiengebühren oder Semesterbeiträge verlangen, wirst du bei deinem Medizinstudium der Bundeswehr ab dem ersten Tag der Grundausbildung bezahlt. Der Verdienst liegt zwischen 2.045 Euro und 3.385 Euro netto. Deine Studienfinanzierung ist somit gesichert und du musst dich nicht über weitere Finanzierungsmöglichkeiten für das Medizinstudium umsehen.

Verpflichtung

Durch ein Medizinstudium mit der Bundeswehr verpflichtest du dich, anschließend 17 Jahre für die Bundeswehr zu arbeiten.

Die Bundeswehr verlangt von ihren Studierenden, das Medizinstudium in der Regelstudienzeit von sechs Jahren zu absolvieren. Wird dies nicht geschafft und die Studienzeit über sieben Monate verlängert, verlängert sich auch die Verpflichtungszeit um ein Jahr.

Die Bundeswehr bietet den Absolventen viele Möglichkeiten der Karriere, um z.B. als Truppenarzt/-ärztin in der Laufbahn der Offiziere zu arbeiten um dort Soldatinnen und Soldaten individuell zu behandeln.

Facharztausbildung

Die Facharztausbildung bei der Bundeswehr startet nach deinem Medizinstudium und der sechsmonatigen postuniversitären modularen Ausbildung in einem der Bundeswehrkrankenhäusern in Deutschland. Die Standorte sind Berlin, Hamburg, Koblenz, Ulm und Westerstede. Die Bundeswehr bietet eine große Anzahl unterschiedlicher Facharztausbildungen . Dies bedeutet allerdings nicht, dass du deine bevorzugte Fachrichtung erhalten wirst. Die Verfügbarkeit der Weiterbildungsplätze richtet sich nach dem Bedarf der Bundeswehr.

Frequently asked Questions

FAQs zum Medizinstudium bei der Bundeswehr

Ein Medizinstudienplatz bei der Bundeswehr bietet Medizinstudierenden zahlreiche Vorteile, darunter eine bezahlte Ausbildung, eine sichere Studienfinanzierung ohne Studiengebühren oder Semesterbeiträge und eine anschließende Facharztausbildung in einem der Bundeswehrkrankenhäuser.

Offiziell wird kein Numerus clausus (NC) bei Bewerbern verlangt, jedoch findet eine Vorauswahl basierend auf den Abiturnoten (Abiturschnitt) statt.

Du musst mindestens 17 Jahre alt sein, eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, zwischen 155 cm und 210 cm groß sein, die allgemeine Hochschulreife oder einen vergleichbaren Abschluss haben und bereit sein, eine Verpflichtung von 17 Jahren Dienstzeit bei der Bundeswehr anzutreten.

Zu den geforderten Charaktereigenschaften gehören ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft, Flexibilität und Einsatzbereitschaft, Durchsetzungsstärke und Teamfähigkeit sowie eine gute körperliche Konstitution und psychische Belastbarkeit.

Das Auswahlverfahren umfasst verschiedene Etappen, darunter einen Eignungstest, einen Persönlichkeitstest, einen Studieneignungstest Sanität, einen Basis Fitness Test, eine ärztliche Untersuchung, ein Gruppensituationsverfahren, ein Interview und ein Studieneignungsprüfgespräch.

Ja, du wirst ab dem ersten Tag der Grundausbildung bezahlt, und zwar zwischen 2.045 Euro und 3.385 Euro netto.

Du verpflichtest dich, als Soldatin bzw. Soldat als Offizier 17 Jahre für die Bundeswehr zu arbeiten, wobei die Regelstudienzeit von sechs Jahren eingehalten werden muss. Bei einer Verlängerung der Studienzeit verlängert sich auch die Verpflichtungszeit.

a, du kannst dich freikaufen, indem du der Bundeswehr die Ausbildungskosten von ungefähr 200.000 Euro zurückzahlst.

Die Bundeswehr bietet eine große Anzahl unterschiedlicher Facharztausbildungen an, abhängig vom Bedarf der Bundeswehr und der Verfügbarkeit der Weiterbildungsplätze in den Bundeswehrkrankenhäusern.

Nein, nach dem Medizinstudium absolvierst du zunächst eine sechsmonatige postuniversitäre modulare Ausbildung (PumA) und wirst anschließend in einem der Bundeswehrkrankenhäuser eingesetzt, um deine Facharztausbildung zu beginnen.

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